Isla ValdezDie Halbinsel Valdez ist eines der bekanntesten Naturschutzgebiete Argentiniens, dementsprechend hoch waren unsere Erwartungen. Wir reisten schon am Vortag an, um die Tiere in der Früh bei Flut, wenn sie wegen dem hohen Wasserstand den Aussichtsstellen am nächsten sind, beobachten zu können. Die Nacht verbrachten wir auf dem einzigen Camping der Halbinsel. Dabei erstaunte uns einmal mehr die unglaubliche Toleranz der Einheimischen. Als wir um zwei Uhr nachts von dröhnenden Klängen aus einem Auto- Lautsprecher aufschraken, beklagte sich niemand. Nach rund zwanzig Minuten tauchte der unsympathische Charakter von Platzwart auf und setzte der Musik ein Ende, nur um sich von den Jungen zum Mitsaufen einladen zu lassen und nun, als Lautester der Gruppe, peinliche Witze für aller Ohren zum Besten zu geben. Wieder einmal kam niemand der Einheimischen, um sich zu beschweren. Resigniert von den letzten Versuchen liessen wir es diesmal ebenfalls bleiben und versuchten trotz Ohrstöpsel krampfhaft das Gequatsche zu überhören. Irgendwann früh morgens hatte der hässliche Typ zwei junge Frauen so lange bearbeitet, dass sie mit ihm zum Strand aufbrachen (mit Schlafsack)... Dann endlich wurde es ruhiger, bis Niks Uhr uns kurze Zeit später wach piepste. Leise packten wir unser Zelt zusammen und fuhren vor Sonnenaufgang los. Beim nördlichen Aussichtspunkt trafen wir auf Iela und Patrick, das Pärchen aus Schaffhausen, gemeinsam suchten wir das Meer nach jagenden Orkas ab. Tatsächlich näherte sich eine Gruppe von fünf Tieren immer wieder dem Strand. Ich kam gerade vom Müesli-Machen, als ein Tier mit Schwung auf den Strand glitt, um sich dort ein zartes Seelöwenbaby zu schnappen. Nik konnte die Jagdszene mit der Kamera fotografieren, aber da sich das Ganze weit weg abgespielt hatte, lässt sich trotz Teleobjektiv nicht erkennen, ob der Orka erfolgreich war. Ich habe die Szene mit Müesli in der Hand leider verpasst. Wir blieben zwei weitere Stunden vor Ort, in der Hoffnung, die Wale würden sich der Kolonie unterhalb unserer Aussichtsstelle nähern. Doch wahrscheinlich war hier das Ufer für einen Angriff zu flach und als die Flut zurück ging sowieso unmöglich. Wir verabschiedeten uns von den Schweizern und fuhren zur nächsten Aussichtsstelle, wo wir auf Doris und Holger, zwei weitere Reisebekannte aus Uspallata, trafen. Gemeinsam beobachteten wir von weitem die Seeelefanten und verbrachten den Mittag zusammen. Insgesamt waren wir von der Isla Valdez nicht überzeugt. Der einzige Camping ist eher Partyzone als Ausgangspunkt für Naturliebhaber. Die Aussichtstellen liegen sehr weit auseinander, zwischendrin ist es verboten mit dem Auto anzuhalten oder auszusteigen. Bei den Aussichtsplattformen gibt es kaum Sitzgelegenheiten und weder Wind- noch Sonnenschutz, sodass gemütliches Beobachten auf Dauer anstrengend ist. Dafür wurden riesige sanitäre Anlagen gebaut und ein wunderschönes Selbstbedienungsrestaurant, wo die zig Busladungen Tagestouristen abgefertigt werden.
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